Als „Sein zum Tode“ beschreibt Martin Heidegger in Sein und Zeit den Menschen. Die Unvermeidlichkeit des Todes und somit die Endlichkeit ist ihm ein grundlegender Bestandteil der menschlichen Existenz.
Erst durch das Verhältnis zum Tod kann das denkende Subjekt als Seiendes die unechten Sorgen ablegen und sich auf ein authentisches Leben fokussieren.
Der Tod wird hier als „zu-eigenste Möglichkeit“ des Daseins betrachtet. Auf diese Vorstellung des Todes antwortet Jean Paul Sartre aus existenzialistischer Perspektive. Der Tod ist für ihn bloßer Abbruch des Lebens. Wenn er eintritt, ist es einfach zu Ende. Sartres Ende kam am 15. April 1980, etwa 50.000 Personen strömten auf den Pariser Boulevard du Montparnasse, um seinen Trauerzug zu begleiten. Heidegger verstarb vier Jahre vorher am 26. Mai 1976 und wurde wunschgemäß in seinem Geburtsort Meßkirch beigesetzt. Zur Beerdigung las sein Sohn Gedichte von Hölderlin. Einen anderen Ansatz wählte Deleuze, dem zufolge das Leben als solches nicht auf den Tod hin orientiert sei, sondern auf Wiederholung und Werden. Dennoch ist auch bei ihm der Tod jener Bruch, der die Zeit überhaupt erst eröffnet. Vom Ende her gedacht: Wer stirbt, für den bleibt die Uhr stehen.
Unser Verhältnis zum Tod stellt seit jeher eine der größten Herausforderungen unseres Denkens und Fühlens dar. Er lässt uns trauern und zwingt uns, über die Existenz nachzudenken: über den Sinn von Sterblichkeit und Unsterblichkeit, über den durch den Tod sanktionierten Zeitbegriff, die Vergänglichkeit – und nicht zuletzt über das, was darüber hinausreichen könnte. Wie begegnen wir dem Leid des Sterbenden und der Angehörigen? Worüber und wie trauern wir? Was bedeutet der Gedanke an den eigenen Tod – und wie bereiten wir uns darauf vor? Hart verhandelt wird entlang ethischer Fragestellungen, wo es um Themen wie Sterbehilfe, assistierten Suizid oder auch um Festlegungen in Grauzonen geht; etwa bei Hirntod-Kriterien, lebensverlängernden Maßnahmen oder medizinischer Übertherapie.
Gerade in einer Zeit, in welcher der Tod aus dem Alltag verbannt und lieber verdrängt als besprochen wird, möchten wir einen Raum eröffnen, in dem man sich ihm nähern kann – um die Kirche mitsamt dem Friedhof wieder mitten ins Dorf zu tragen; vielleicht ist ja der Tod nicht das Ende des Gesprächs, sondern erst sein Anfang.
Hannes Egger / Haimo Perkmann
