Am Anfang dieser Ausgabe stand eine Reise, die unseren Redakteur und Künstler Hannes Egger von der Kunstbiennale in Curitiba in Brasilien zu einem anschließenden Kunstprojekt nach Südkorea führte. Über Addis Abeba ging der Flug im September 2019 nach Seoul. „Am Flughafen holte mich ein freundlicher Taxifahrer ab und brachte mich an den vereinbarten Treffpunkt. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Reiseleiter wurde mir mein Zimmer im ehemaligen US-Militär-Camp Graves – heute eine
Jugendherberge – gezeigt. In unmittelbarer Nähe liegt die Demilitarized Zone (DMZ) zwischen den beiden Koreas, „eine Art militärische Pufferzone, in der ich mich für gut eine Woche aufhalten durfte.“ Eine weitere erstaunliche Erkenntnis der Reise um die
Welt war, wie sehr sich die Innenstädte der Metropolen weltweit ähneln. So entstand die Idee, sich in Kulturelemente #152 mit Korea zu beschäftigen.
Mit allen möglichen Koreas, um genau zu sein, denn die Spaltung der Gesellschaft geht durch beide Staaten, gedenken wir bloß der blutigen Auseinandersetzungen mit hunderttausenden Toten auch im Süden, etwa des Massakers an den Demonstrant*innen
von Gwangju 1980.
Dazu gesellte sich unerwartet COVID-19.
Am 20. Jänner wurde der erste Patient in Südkorea gemeldet. Der Virus verbreitete sich, zunächst langsam, doch die Koreaner*innen reagierten und begannen, Gesichtsmasken und Desinfektionsmittel zu kaufen – und die Augen und Ohren nach Infizierten offen zu halten. Was wir heute sehen, ist nicht nur die gleiche Betroffenheit der gesamten Menschheit vor der Pandemie, sondern auch, wie unterschiedlich die Konzeptionen individueller Freiheit sind, etwa zwischen Kontinentaleuropa und den USA, zwischen
Europa und Südkorea. Beschränkungen, die für Südkoreaner kein Problem darstellen sondern als gesellschaftliche Pflicht gelten, werden bei uns schnell als Vorboten der autoritären Demokratie bewertet.
Um der Sache auf die richtige Spur zu kommen, haben wir Experten befragt, Diplomaten, Politologen, aber auch Manager, die in Korea leben oder lebten. Und natürlich Koreaner*innen selbst. Kulturelemente wagt also einen Blick nach Korea, ausgehend von der Entmilitarisierten Zone. Dabei ist es uns gelungen, auch in das rot angetünchte Feudalreich der Kim-Dynastie zu äugen.
Haimo Perkmann, Hannes Egger
Download: Kulturelemente #152