Was bedeutet kulturelle Stadterneuerung? Welche Rolle spielt Kultur bei der urbanen Wiederbelebung von Arealen, Plätzen, Industriebrachen oder ganzen Stadtvierteln? Und gilt das auch für den ländlichen Raum? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns in der vorliegenden Ausgabe der Kulturelemente #161. Die Idee hierzu stammt von Luca Bizzarri, der auch in das Thema einleitet.
Kultur als aktiver Motor der urbanen Wiederbelebung wird vor allem dann ins Spiel gebracht, wenn es darum geht, verlassene oder ungenutzte Orte wieder zugänglich zu machen, mit dem Ziel, die Lebensqualität der Bewohner*innen vor Ort zu verbessern. Leerstände und verlassene Areale, die als Un-Orte perzipiert wurden, werden zu Kulturstätten mit großem Innovationspotential: Konzerte, Theater, Cafés, Sport- und Werkstätten ziehen Einheimische und Touristen an. Doch halten diese Entwicklungen samt best practice Beispielen kultureller Strukturerneuerungsszenarien insgesamt einer kritischen Auseinandersetzung stand?
Bei allen Vorteilen der kulturellen Aufwertung und den überaus reizvollen Möglichkeiten, die sich kreativen Köpfen hier bieten, muss doch auch die Frage nach der parallel sich vollziehenden sozioökonomischen Veränderung der Umgebung gestellt werden.
Kurz gesagt: Wird ein Stadtviertel kulturell aufgewertet, dann entwickelt es in den meisten Fällen auch eine größere Anziehungskraft. Diese sorgt wiederum für Zuwanderung und Tourismus, schafft neue Arbeitsplätze und dient der Integration. Seltener wird über die Vorteile für die Investor*innen gesprochen, die zum Teil durch öffentliche Gelder – oder getarnt mit dem Feigenblatt der Kultur – Straßen und Stadtviertel gentrifizieren, sodass die Mieten und Lebenshaltungskosten für die alteingesessenen Einwohner mitunter unerschwinglich werden. So lässt sich europaweit an einschlägigen Beispielen ablesen, wie die Anziehungskraft innovativer kultureller Zentren ganze Stadtviertel in „hippe“ Distrikte verwandelte, ideal für Lofts und Ateliers der angesagten Szene – die, je nach Dekade, Boomers, Yuppies, Hipsters, Bobos oder sonstwie genannt werden.
Auch am Land ist man sich dieses Problems bewusst. So ist eines der erklärten Ziele des Projektes BASIS Vinschgau Venosta auf dem Areal der ehemaligen Drusus-Kaserne in Schlanders, leistbares und modulares Wohnen mit Büro- und Freiräumen der Arbeit zu verbinden.
Hannes Egger / Haimo Perkmann
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