Müssen wir uns alle um die Wirtschaft Sorgen machen? Das diagnostische Vokabular, mit dem der Zustand der europäischen Wirtschaft weithin öffentlich beschrieben wird, suggeriert dies deutlich. Und die täglichen „Fieberkurven“ der Börsenkurse verstärken diesen Eindruck. Im Leittext der vorliegenden Nummer 105/12 der Kulturelemente setzen die Autoren Roland Benedikter und Karim Fahti zwar ebenfalls an der medizinischen Metaphorik an, drehen aber die Betrachtungsrichtung um: statt Risikofaktoren zu suchen, schauen sie darauf, was eine Gesellschaft widerstandsfähig gegen Krisen, also zukunfsfähiger machen kann. (S.1-3) Nicht mehr Nachhaltigkeit und green economy, sondern Resilienz ist dabei das Schlüsselwort. Dem diametral entgegengesetzt mutet die Vision sozialer Kybernetik an: die Theorie einer quasi thermostatischen Steuerung aller sozialen und ökonomischen Prozesse, um „krisenhafte“ Schwankungen auszugleichen. Mit der „kybernetischen Hypothese“ hat sich der Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph David Jonas Perkmann kritisch auseinandergesetzt. (S.3-6)
In zwei Beiträgen werfen die Kulturelemente einen Blick zurück auf die diesjährige dOCUMENTA (13) in Kassel; Hannes Egger denkt in der Karlsaue über Kunst, Wald und den Aussagewert von green buildings nach, Bernhard Nußbaumer erinnert sich an die „Klau Mich-Show“, ein Fernsehexperiment mit „radikalem“ Gesellschaftsanspruch. (S. 11-13)
Im Literaturteil lässt Organisator Martin Hanni die dritte Ausgabe des Poetenstechens um die poetry-slam-Trophäe „Morgenstern“ Revue passieren. Die Publikumsjury favorisierte diesmal Texte mit eindeutig gesellschaftskritischer Haltung. (S. 13-15)
Anuschka Prossliners Fenster-Zyklus in der Kulturelemente-Galerie ist keine Arbeit für den ersten Blick. Ihre fotografische Annäherung an das Thema kann als Lichtstudie gelesen werden, die mit den Mitteln der äußersten künstlerischen Reduzierung den Blick freigibt auf eine innere Landschaft, die das Thema Fenster symbolisch nutzt, ohne es zu überfrachten.
Die Redaktion