Weltweit boomen Museen. Immer wieder kommt es zu Neugründungen, Erweiterungen und spektakulären Ankäufen. Damit hat sich auch die Rolle der Museen verändert. Ursprünglich stand das Sammeln im Vordergrund, heute verlagert sich die Aufmerksamkeit zusehends auf das Ausstellen. Museen sind nicht mehr ausschließlich Orte, um materielle und immaterielle Kulturgüter zu beschaffen, bewahren, erforschen, auszustellen und zu vermitteln; sie dienen auch als Freizeitmaschine, Standortmarketing oder Werbeplattform, sind Ausdruck für bildungsbürgerlichen Wohlstand. All dies vollzieht sich vor der Folie einer fortschreitenden Ökonomisierung und Digitalisierung. Ist das Musée imaginaire somit am Ende? oder erst an seinem (virtuellen) Anfang? Müssen altehrwürdige Institutionen neue Wege beschreiten, neue Medien erschließen, um nicht unterzugehen? Es ist eine Gratwanderung, eingeklemmt zwischen dem Ruf nach Entertainment und dem eigenen Anspruch wissenschaftlicher Stringenz.
Ihre kulturpolitische Stellung und soziokulturelle Aufgabe machen Museen als Wahrer und Vermittler von Kultur in Zeiten der Identitätskrise auch zum Spielball der Politik. So polemisiert etwa Kunstkritiker und TV-Rüpel Vittorio Sgarbi immer wieder gegen die Ernennung ausländischer Museumsdirektoren in Italien. Egon Schiele wird in puritanischem Furor zensiert. Und dem Direktor des Turiner Museo Egizio, Cristiano Greco, wurde von der Spitzenkandidatin einer rechtspopulistischen Kleinpartei die Absetzung in Aussicht gestellt, nachdem das Museum als Werbeaktion arabischen und maghrebinischen Besuchern reduzierte Eintrittspreise gewährt hatte. Greco sah sich zu einer umfassenden Erklärung genötigt, machte jedoch keinen Rückzieher vor den Possen der Politik.
Neu in 2018
Wer unsere Zeitschrift kennt, hat es wohl schon bemerkt: alles ist neu, bis auf das Rad. Nach einem beständigen, seit der Jahrtausendwende unveränderten Erscheinungsbild stand die Entscheidung fest: Kein sanfter Übergang, sondern ein Bruch mit dem Bewährten. Um diesen Neuanfang gebührend zu kontrastieren, haben wir uns thematisch dem Museum als Ort der Wahrung, Vermittlung und Sinnstiftung von Kultur verschrieben – und auch dort versucht, zukunftsweisende Theorie-Ansätze auszuforschen. Neu ist darüber hinaus die Rubrik Savannen der Südtiroler Autor_innen-Vereinigung auf Seite 15. Weitere Neuerungen folgen in den nächsten Ausgaben.
Hannes Egger / Haimo Perkmann
Download: Kulturelemente 138