Öko-Thriller und Climate Fiction
Literarische Erzählungen bedienen sich häufig wissenschaftlicher Erkenntnisse, etwa aus der Klima-, Natur- oder Geschichtsforschung. Auf diese Weise entstehen neue Genres, zwischen Weissagungen und gebrochenen Narrativen, wie jüngst Öko-Thriller oder Climate Fiction. Zukünftige Folgen des Klimawandels literarisch vorherzusagen und in utopische, meist dystopische Erzählungen zu packen, ist jedoch ein literarisches Wagnis, ein Kraftakt.
Doch das Wort ist geduldig und die Literatur kann hier wagen, was die Wissenschaft nicht leisten kann. Sie kann wachrütteln und unsere Wahrnehmung schärfen, aber auch zu einem besseren Verständnis unserer Lebenswelt beitragen. Nicht zuletzt erreicht sie ein breiteres Publikum als wissenschaftliche Beiträge in Fachjournalen, die erst durch mediale Verbreitung populär werden. Die Wissenschaft dagegen muss auf dem Boden der Tatsachen operieren und steckt hinsichtlich präziser Prophezeiungen in einer Zwickmühle. So wird zum Beispiel von ihr erwartet, dass sie Naturkatastrophen rechtzeitig vorhersagt, andererseits lässt die Faktenlage dies aber oft gar nicht zu.
Die vorliegende Ausgabe der Kulturelemente – angeregt und großteils von Thomas Streifeneder, dem Leiter des Instituts für Regionalentwicklung der Eurac Research, konzipiert – ist dieser Diskrepanz zwischen Wissenschaft und neuen literarischen Genres, die sich daraus ergeben, auf der Spur. Fiktionale Texte verbreiten und veranschaulichen Wissen – jedoch ohne Fußnoten und ohne Gewähr. Es könnte auch alles ganz anders kommen. Dennoch regen sie zur Hinterfragung an, denn sie blicken in die noch ungeschriebene Zukunft und vermitteln so auch die Vergangenheit neu.
Hannes Egger / Haimo Perkmann