Eine Literatur als underground zu bezeichnen, hat immer nur perspektivischen Charakter. Alles Geschriebene kann subversiv sein, solange es nicht im mainstream angekommen ist. Und es hängt auch von den Umfeldbedingungen für Literatur ab, wie und ob Zensur stattfindet. Demzufolge meint Untergrundliteratur im gesellschaftlichen Westen etwas ganz anderes als im historisch-materialistischen Osten.
Traditionell verbindet man mit underground die Literatur im Gefolge der amerikanischen Beat-Literatur der fünfziger Jahre. Ob und wie diese Wurzel noch heute Blüten treibt, möchte die vorliegende Nummer 120-13 der Kulturelemente zumindest ansatzweise ergründen.
Das große historische Porträt deutscher Untergrund-Literatur aus der Feder der underground-Archivarin Ní Gudix (S.1-4) wird ergänzt um Beispiele aus der literarischen gegenwart, etwa des Transart-festivals 2013 das den berliner Ur-Punker Blixa bargeld mit einer dadaistischen performance auf den brennerpass brachte (Martin hanni, S. 5) oder dem kleienn meraner underground-Festival „Sprachspiele – Linguaggi in gioco“, wo an Punk in Afrika und die legendäre südafrikanische Formation National Wake erinnert wurde, welcher regisseur keith Jones mit seinem Film Punk in Africa erst vor kurzem ein aufseheheeregendes denkmal gesetzt hatte (Haimo Perkmann, S. 11)
Einen literarischen Fokus setzen auch die anderen Beiträge des Heftes, etwa in den literarischen Porträt zu Rainer Maria Rilke (Harald Wieser, S. 13) und Mira Lobe (Marianne Ilmer Ebnicher, S. 12) Als Kompensation zu einer Geschichte der neueren Südtiroler Untergrund-Literatur, die (wohl beginnend bei nc kaser) noch zu schrieben bleibt, kann man die Besprechung des neuen Romans von Helmuth Schönauer (Bernhard Nussbaumer, S.15) lesen, der sich ziemlich untergründig mit den Untiefen der – nicht nur literarischen – Provinz auseinandersetzt.
Vom Schwerpunktthema ausgehend, haben die Kulturelemente den Galerieteil diesmal der jungen deutschen Malerin Fiona von Bose anvertraut: ihre Bilder sind ungeheuerlich, düster und schwer – mit einem expressiven, existentialistischen Gestus, der in Form, Farbe und Sujet die Malerei bis zurück zur Jahrhundertwende zitiert und zugleich in Pop-Art-Manier interpretiert.
Die Redaktion