Das 19. Jh. ist jene Epoche, an der Plätze, Straßen und Gassen mit steinerner oder bronzener Bedeutung aufgeladen wurden. Jede Ideologie versuchte in der Zeit nach der Französischen Revolution und dem Wiener Kongress, ihre Welt- und Machtvorstellung in den öffentlichen d.h. politischen Raum zu transferieren. Die so manifestierten Ideologien charakterisieren bis heute die europäischen Städte, sofern sie nicht in der Zwischenzeit zerstört wurden und dadurch heute neuen Raum für Denkmäler bieten. Im Zentrum, d.h. in der Galerie der Kulturelemente 123, steht ein Wettbewerb, den die damalige italienische Künstlergewerkschaft SIABA im Jahr 1979 in Südtirol ausgeschrieben hat. Es ging darum, dass Künstler_innen aus der Region und darüber hinaus ihre Ideen zum Bozner Siegesdenkmal einbringen konnten. Im Jahr 2002, kurz nach dem Referendum über den Namen des Platzes vor dem Denkmal, wurde diese Galerie in Kulturelemente bereits veröffentlicht. Es sind seither dreizehn Jahre vergangen und das Siegesdenkmal ist inzwischen zu einem Dokumentationszentrum geworden. Auch sonst hat sich einiges verändert.
Das vorliegende Heft unternimmt eine Reise durch Europa und Asien und sucht Orte auf, die sich gerade an Denkmälern abrackern. Rund um das Thema tun sich ungeklärte Fragen auf: Warum gibt es in der Europäischen Union keine „europäischen“ Monumente? Weshalb wird stattdessen neuer Nationalstolz in Bronze gegossen? Und ist Monumentalismus im postkolonialen Kontext verständlicher? Wie ist das Verhältnis der Kunst zum Monumentalismus? Ein gutes Beispiel für einen ganz eigenen humanistischen Zugang bietet etwa die Geschichte der Denkmäler der Republik Venedig. Kein Denkmal der Serinissima stellt einen Kriegsherren oder Politiker dar.
Hannes Egger / Haimo Perkmann